Die Eisarena
Der neue Fuchsbau
 
Schock im Fuchsbau
26.10.2016 | 07:48 Uhr von Eddi
Fans aus Weißwasser sorgen für Betroffenheit. Ihre Gewalt macht auch vor Kindern nicht halt.

Sportlich läuft es für die Lausitzer Füchse in der Tabelle mehr als passabel. Platz vier steht nach zwölf Spielen zu Buche, eine Zittersaison wie im Vorjahr scheint in weiter Ferne. Der Ruf des Vereins ist durch Vorkommnisse am Wochenende ligaweit dennoch stark beschädigt. In sozialen Medien teilen Menschen aus der Lausitz mit, als Familie nicht mehr in die Eisarena gehen zu wollen.

Dass im Fuchsbau Kinder im Kindergartenalter unvermittelt von einem „Fan“ der Heimmannschaft geschlagen werden, ist ein trauriges Novum. So geschehen am Sonntagabend am Ende der Partie der Lausitzer Füchse gegen den EC Bad Nauheim. Ein Statement dazu stellte Füchse-Sprecher Andreas Friebel gleich an den Anfang der routinemäßigen Pressekonferenz nach der Begegnung. Noch bevor ein größerer Kreis Notiz von der Begebenheit genommen hatte, setzte er ein deutliches Zeichen, dass der Verein sie nicht kaschieren werde und stellte harte Konsequenzen in Aussicht. Nach bisherigem Kenntnisstand war ein Anhänger der Füchse auf eine Fan-Familie aus Bad Nauheim losgegangen, Eltern, Großeltern, zwei fünf- und sechsjährige Kinder. Die wurden im Gesicht getroffen und verletzt. Die Tat ereignete sich, als der Ordnungsdienst eine Gruppe Gästefans zu ihrem Bus geleitete. Die Bad Nauheimer hatten wegen früherer Vorkommnisse im Vorfeld ihre Bedenken mitgeteilt, also sicherte Security ihren Heimweg, teilte der Füchse-Sprecher mit. Nicht ahnen habe man können, dass in Abwesenheit der Ordner die gesondert angereiste Familie angegriffen würde. Der Vorfall wühlt Friebel merklich auf, auch Füchse-Trainer Hannu Järvenpää zeigte sich betroffen. Die beiden Kinder seien nach dem Vorfall im Kabinenbereich von der Teamärztin versorgt worden, sagte der Vereinssprecher. Spieler, die dazu kamen, eigentlich, um sich nach dem Match behandeln zu lassen, kümmerten sich ebenfalls um die kleinen Fans, die später mit ihrer Familie heimfahren konnten. Auch in den sozialen Medien ist von Respekt gegenüber der Reaktion der Eishockeyprofis zu lesen. Und nein, die Mehrheit der Lausitzer sei so nicht.

Allerdings kam es nur zwei Tage zuvor beim Gastspiel der Füchse in Bayreuth ebenfalls zu Gewalttätigkeiten. Wieder gehören jüngere Zuschauer zu den Betroffenen. Auch hier habe man die Angreifer wohl identifiziert, es handelt sich nicht um dieselbe Person beziehungsweise Personengruppe, sagte Andreas Friebel. Die Bayreuther Stadtpolizei bestätigte, am Spielabend im Eisstadion vier Fans aus Weißwasser festgesetzt und ihre Personalien aufgenommen zu haben. Die Ermittlungen laufen, mehrere Vorwürfe stehen im Raum, zu denen man sich noch nicht genauer äußern könne, hieß es auf SZ-Nachfrage aus Nordfanken. Zu befragende Zeugen gibt es reichlich, auch bei der weltweiten Liveübetragung des Spiels im Internet waren die Szenen überdeutlich zu sehen.

Ein Bayreuther Journalist befand sich in unmittelbarer Nähe. Zunächst sei ein stattlicher, schwarzgekleideter Gästefan mit einer Sturmhaube über dem Gesicht zum Bad Nauheimer Block gelaufen. „Was geht jetzt ab“, fragte sich nicht nur der Kollege, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, weil es ihm vor allem um den Sport gehe. Im Block attackierte der Maskierte dann Fans der Heimmannschaft, die offenbar deutlich jünger und schwächer waren als er selbst. Ordner kamen hinzu, der Angreifer wurde selbst verletzt, wollte aber auch im Gesicht blutend nicht ablassen. Kinder wurden weinend Zeugen der sinnlosen Brutalität. Die Polizei bestätigt, dass der Rädelsführer medizinisch versorgt werden musste. „Er wird sich zu verantworten haben“, sagte ein Sprecher.

Diese Ereignisse gehen über Fanrivalität hinaus. In Online-Kommentaren und Foren lässt sich nachlesen, welches Bild sie auf den Verein und die Lausitz werfen. Füchse-Sprecher Andreas Friebel spricht von einem gesellschaftlichen Problem, ordnet das in einen Zusammenhang mit Pegida oder den Vorfällen um Flüchtlinge in der Region ein: „Es gibt keine Grenzen mehr. Jegliche Form von Hemmung fällt.“ Neben Stadionverboten für die identifizierten Täter kündigt er eine Sicherheitskonferenz zu dem Thema an. Bestimmte, nicht näher benannte Projekte fielen zunächst weg.

Füchse-Geschäftsführer Dirk Rohrbach hat Kontakt zu Fangruppierungen aufgenommen. Dabei fehlt ein Ansprechpartner, der zwischen Szene und Verein vermittelt. Die Position ist derzeit vakant, es gebe niemanden, der diese Rolle ausfüllen wolle, informierte der Verein erst vor einigen Tagen. Ergebnisse des versuchten Fan-Dialogs konnte Füchse-Sprecher Friebel am Montag noch nicht vorlegen, hofft aber auf Zusammenarbeit: „Wenn sie helle genug sind, werden sie wissen, worum es geht.“ Er gehe davon aus, dass sich nach dem Angriff auf Kinder keiner mehr hinter die Täter stellt. Andere Töne sind im Internet zu lesen. Auf der Facebook-Seite der Lausitzer Füchse droht ein Nutzer, offenbar mit seinem Klarnamen, einem anderen Füchse-Anhänger, er brauche „auf die Fresse“, weil dieser Unterstützung der Fanszene bei der Aufklärung der Übergriffe verlangte. Die Füchse reagierten besonnen: Das Internet sei kein rechtsfreier Raum. „Wer hier Personen Prügel androht, geht auf ganz dünnes Eis.“ Dann verstummte der Pöbler.

Von Marcel Pochanke

Quelle: SZ-Online.de
1569 mal gelesen
 
1 | tanngrismir | 26.10.2016 @ 14:23
Ein teilweise wirklich haarsträubend blödsinniger Artikel. Ich hoffe nicht, dass die "Zusammenhänge", die im Artikel dargestellt werden, so wirklich von jemandem gezogen wurden. Von der immer noch verbreiteten vermeintlichen Falschdarstellung des Sonntagsvorfalles ganz zu schweigen. Auch Verantwortliche und Journalisten sollten in der derzeitigen Situation besonnen reagieren und nicht die Lage durch öffentliche (unrichtige oder übertriebene) Darstellungen noch schlimmer machen als sie schon is.
2 | eis-fuchsi | 26.10.2016 @ 15:48
solche Vorfälle sind schlimm. Was denkst du denn, was im Artikel übertrieben ist??
3 | tanngrismir | 26.10.2016 @ 16:48
Das solche Vorfälle in keine Eishalle gehören sollte jedem mit gesundem Menschenverstand klar sein. Einen Zusammenhang mit Pegida oder irgendwelchen Problemen mir Flüchtlingen zu konstruieren halte ich für äusserst neben der Spur. Ebenso die dauerhafte Mediendarstellung, dass dieser Kloppi am Sonntag Kinder angegriffen und geschlagen hätte.
4 | nullus | 26.10.2016 @ 20:05
Auch ist der Facebook-Absatz mit der Drohung an andere User in meinen Augen falsch. Der Nutzer meint, dem Veursacher der Schlägerei (und den anderen) müsste man mal "richtig auf die Fresse hauen", zumindest lese ich es so aus seinem Kommentar...der Journalist dreht es aber so, als wäre er einer der Chaoten, der anderen Usern droht. Was er aber nicht macht... Man sollte mitunter wirklich mal genau lesen.
5 | tanngrismir | 26.10.2016 @ 20:38
#4 Das hast du aber falsch gedeutet. Im Zusammenhang aller seiner Kommentare unter diesem FB-Beitrag ist das völlig eindeutig wie's gemeint war.
6 | nullus | 26.10.2016 @ 22:08
Er hat doch nur einen Beitrag geschrieben. Dann meinen wir unterschiedliche Leute. Ist aber auch egal.
7 | 3liter | 27.10.2016 @ 09:20
Sehe ich wie tanngrismir. Ganz, ganz schlimmer Artikel. Zwischen "Kinder wurden bei dem Angriff (versehentlich) verletzt" und "Kinder werden unvermittelt geschlagen" ist ein himmelweiter Unterschied. Der Vergleich mit Pegida & Co. geht gar nicht. Da liegt ein anderer Vergleich in diesem Zusammenhang , der sich auf den Wahrheitsgehalt abgedruckter Informationen bezieht, wesentlich näher.
8 | eis-fuchsi | 27.10.2016 @ 22:40
ist doch egal, ob 'versehentlich' oder mit 'Absicht' ... selbst wenn Kinder nur sowas mit ansehen, ist schon ne Grenze überschritten.
9 | Matzel88 | 28.10.2016 @ 07:33
Ich glaub das Kommentar was bei Facebook zu lesen war, lautete:" Wie könnt ihr eure eigene Leute verraten, ich hoffe das die euch mal im dunklen schnappen". Und das Kommentar war bezogen auf den Beitrag, der Lausitzer Füchse auf die Aufarbeitung was in Bayreuth passierte. Ich glaub so was kann man nicht falsch verstehen. Und solche Leute die dem Verein drohen, gehen gar nicht...sowas braucht niemand
10 | Matzel88 | 28.10.2016 @ 07:37
Und müsste glei mit bestrafft werden...
11 | speculum industria | 03.11.2016 @ 20:56
Die letzten beiden Aktionen von gesellschaftlicher Unterklasse und die damit verbundene große öffentliche Aufmerksamkeit kann auch eine Chance für den Verein sein, sich zu positionieren. Mit Stadionverboten und Anzeigen die für die Täter juristische Folgen haben werden (?), geht man den Standardweg, aber keinen Schritt weiter. Der Verein und seine verantwortlichen Mitarbeiter sollten hier eine öffentliche Aktion beginnen, die gegen Gewalt und jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit gerichtet ist.
12 | speculum industria | 03.11.2016 @ 20:56
Dies ist schon seit Jahren mehr als überfällig. Diese beiden Aktionen in jüngster Vergangenheit sind nicht die ersten Entgleisungen von "Anhängern" der Lausitzer Füchse. Seit Jahren wird immer mehr Klientel mit eindeutig zu identifizierender neonazistischer Kleidung im Stadion gesichtet. Wie kann das sein das solche Personen in das Stadion gelassen werden? Wo wird hier seitens des Verein reagiert?
13 | speculum industria | 03.11.2016 @ 20:56
Immer mehr Leute fühlen sich in diesem Potpourri aus rechtem und gewaltbereitem Flair unsicher und bleiben den Spielen fern. Bei dieser Problematik brauchen sich auch nicht die "normalen" Fans irgendwelche Fanaktionen überlegen. Es wird immer von Zivilcourage und einen besseren Zusammenhalt geredet, aber am Ende ändert sich sowieso nichts bis zum nächsten "DING". Weit über die Grenzen von Weißwasser gerät der Club durch seine Anhänger immer mehr in Verruf.
14 | speculum industria | 03.11.2016 @ 20:57
Und der Verein trägt jetzt die Früchte des ungewollten "Wildwuchses". Warum findet sich seit Jahren kein Fanbeauftragter in Weißwasser, wenn alles schon immer so "familiär" und friedlich ist. Weil es eben seit Jahren nicht so ist. Es gibt natürlich auch wichtigere Sachen in dem Verein als sich mit PROBLEMFANS zu beschäftigen....
15 | speculum industria | 03.11.2016 @ 20:57
Ob es Fußball oder Hockeystadien sind, auf den Rängen findet sich nun mal die Gesellschaft der jeweiligen Region wieder!!!! Und leider sieht es in Weißwasser eher BRAUN und nicht rosig aus. Vll sind ja solche Themen bei der nächsten Sitzung mit dem Captain und Herrn Rohrbach diskussionswürdig und nicht nur die 0:7 Niederlage......
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