Die Eisarena
Der neue Fuchsbau
 
Der ungewöhnlichste Job der Liga
18.10.2013 | 18:04 Uhr von Tanngrismir
Bei den Lausitzer Füchsen kämpft ein junger Torwart nicht nur mit den Pucks.

Nein, die ständigen Vergleiche mit dem erkrankten Füchse-Stammtorwart Jonathan Boutin nerven ihn nicht. Eher schon jene, deren Vorurteile noch schneller ausfallen, als der Puck über das Eis fegt: „Na ja, wir haben es ja gewusst, mit dem wird das sowieso nichts ...“ Viel stürmt da derzeit auf Dustin Strahlmeier ein. Auf einen gerade mal 21-Jährigen, auf dessen schmalen Schultern urplötzlich immens große Erwartungen der Puck-Fans in der Lausitz lasten. So wie beim letzten Heimspiel in der Deutschen Eishockey-Liga 2: Gegner SB Rosenheim lag schon 1:3 zurück, die Füchse wähnten sich auf dem besten Weg zum Sieg über den früheren deutschen Meister, doch dann passierte es. „Erst rutschte mir die Scheibe zum Ausgleich durch die Beine, und dann kam noch dieser blöde verdeckte Schuss. Ein riesengroßer Mist“, schimpfte der 1,93 Meter große Torwart mit sich selbst. Die Bayern siegten noch 5:3 im Fuchsbau, die Lausitzer müssen sich wieder auf harten Abstiegskampf einstellen.

Fehler müssen aufgearbeitet werden, aber latente Schuldgefühle belasten nur in der schnelllebigen Eishockey-Welt mit ihren zig Spieltagen in einer Saison. Das weiß auch Dirk Rohrbach. Der Füchse-Trainer nimmt seinen Youngster vor den vorschnellen Kritikern ausdrücklich in Schutz. „Dustin ist von uns ins kalte Wasser der Liga geworfen worden. Er wird sich weiterentwickeln, weil er ein ehrgeiziger Torwart ist“, sagte Rohrbach. „Alle, die ihm jetzt die Fehler in einer Partie ankreiden, sollten auch bedenken, dass wir zuvor an sechs Wochenenden neun Punkte mit ihm geholt haben“, fügte der Trainer hinzu.

Strahlmeier hat den ungewöhnlichsten und zugleich aber auch undankbarsten Job in der Liga. Ein Torwart seines Alters hat in der DEL 2 entweder einen ausländischen Pass oder sitzt als deutsches Talent höchstens als sogenannter Backup-Goalie auf der Bank. „Deshalb weiß ich diese einzigartige Chance zu schätzen“, sagte er. „Das Vertrauen, das ich in Weißwasser genieße, ist schon für einen jungen Torwart etwas ganz Besonderes“, fügte er hinzu.

Ein solcher Vertrauensbeweis gehört im deutschen Profi-Eishockey tatsächlich seit Jahren zu den absoluten Raritäten. Erst kürzlich hatte Toni Krinner, Trainer des Liga-Rivalen SC Riessersee, festgestellt: „Gute und bezahlbare deutsche Torhüter gibt es fast nicht mehr.“ Die Aussage des Ex-Nationalspielers will Strahlmeier jedoch nicht kommentieren. „Ich möchte mit Leistungen überzeugen“, sagte er nur.

Freilich weiß der gebürtige Gelsenkirchener, dass er seine unverhoffte Zweitliga-Chance dem Ausfall von Boutin zu verdanken hat. Und da beginnt dann auch schon der undankbare Teil der Geschichte. Jeder andere Torwart wird in Weißwasser automatisch an dem übermächtigen Kanadier gemessen. Boutin ist in den zurückliegenden vier Jahren dreimal zum „Besten Torwart der zweiten Liga“ gewählt worden, er ziert den Web-Auftritt der Füchse, hat diverse hochkarätige Angebote von anderswo ausgeschlagen – Boutin, der Superstar der Lausitzer. Viel zu große Fußstapfen für den schmächtigen Strahlmeier?

Darüber sollen sich andere einen Kopf machen, befindet er. Und will sich nicht in die üblichen Konkurrenzmuster zwischen Profis einspannen lassen. Nein, keinen Funken Neid verspüre er. „Ich verstehe mich super mit Boots. Dass es auch menschlich zwischen uns stimmt, ist mir sehr wichtig“, sagte er. Wie zur Bestätigung bog „Boots“, wie Boutin von seinen Teamkameraden gerufen wird, um die Ecke und bat Strahlmeier zur Videoauswertung. Boutin, der an Pfeifferschem Drüsenfieber laboriert, mag kein Platzhirsch-Gehabe – und Strahlmeier schätzt das sehr. „Da gibt es keine Eifersüchteleien auf den jeweils anderen. Wir wollen alles tun, damit Profi-Eishockey für Weißwasser und die Lausitz erhalten bleibt“, sagen beide.

SZ-online vom 18.10.2013
1115 mal gelesen
 
1 | JimPanse | 19.10.2013 @ 13:07
edle ritter.
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