Die Eisarena
Der neue Fuchsbau
 
Ist der Ruf erst ruiniert … - oder: Ich glaube, jetzt hackt’s!
31.01.2014 | 15:32 Uhr von obelix
Der ostsächsische Eishockeyfan ist ja einiges gewohnt: Pleiten, Niederlagen und endlose Formtiefs. Gezerre auf und neben dem Eis. Müde Stars und erfolglose Helden aus Übersee. Dazu die schlauen Ratschläge aus dem Nabel des Eishockeyuniversums. Das eine steht man durch und an das andere gewöhnt man sich. Lasse reden. Stärkt natürlich nicht die Sympathie für den Absender der Plattitüden. Und so ist mein Verhältnis zum blau-weißen Verein der Eishockeyerfinder seit 1099 bei einem Punkt angelangt, der sich mit „kritisch-distanziert“ noch am wohlklingendsten umschreiben lässt.

Was allerdings in dieser Woche in der Provinzhauptstadt an der Elbe ruchbar wurde, schlägt dem Fass den Boden aus. Vor Wochenfrist überlegte man noch verschämt, ob man sich aufgrund klammer Kassen eine Verstärkung überhaupt leisten kann. Dann die Entscheidung: Cullen oder Slavetinsky – man geht auf Nummer sicher und verpflichtet beide. Erinnert ein wenig an die Mehrwertsteuererhöhung 2006, als man den Kompromiss zwischen 16 und 18 Prozent suchte und die Lösung bei 19 % fand. Na gut - Wer hat, der hat.

Passend dazu veröffentlichte die Sächsische Zeitung ein Interview mit dem Sympathiemagnet Lukas S., in welchem stolz darüber berichtet wird, dass nahezu jeder Zweitligist Interesse an einer Verpflichtung des Verteidigers signalisiert hat. Aber der Thomas (fragt Reagan Rome, wer gemeint ist) hat sich als erster gemeldet. Und überhaupt das Spielsystem und die guten Bedingungen in Dresden – wer es glaubt, wird selig. Auch die Art der Finanzierung fordert ein großes Maß an Gutgläubigkeit: Da verzichten also die Spieler auf einen Teil ihres Gehaltes, um einen Konkurrenten um Eiszeit und einen Vertrag für die nächste Saison ins Spiel zu bringen? Also, ich weiß nicht …

Die Transferoffensive allein bietet ja genügend Gesprächsstoff. Aber um den ganzen noch die Krone aufzusetzen, wurde in dieser Woche das für den Sommer angemahnte Sanierungskonzept präsentiert. Die halbjährige Verspätung hat dem Papier wirklich gutgetan. Es wird verschlankt und optimiert bis zum Geht-nicht-mehr. Und wenn erst einmal ein neues Leitbild gefunden ist (Mein Tip: Vielleicht wird man in den Stehbierhallen rund um den Hauptbahnhof oder aber im Phantasialand fündig), dann wird bestimmt alles gut. Natürlich hat die Sache auch einen Haken. Die Miete für die Halle ist zu hoch. Statt 200.000 Euro würde man lieber 76.000 Euro (nicht) bezahlen. Und die noch offenen Außenstände soll die Stadt ganz schnell vergessen. Das ist doch nur fair.

Wer meinen dicken Hals nicht nachvollziehen kann, dem empfehle ich folgenden Selbstversuch: Man engagiere einen Taxi-Fahrer (am besten einen, dem man sowieso schon Geld schuldet) und lässt sich zu einer Gaststätte fahren. Dort am Ziel erklärt man seinem Chauffeur, dass aufgrund der übertrieben hohen Gaststättenpreise leider kein Geld mehr zum Bezahlen für das Taxi übrig ist. Aber: Im nächsten Jahr gedenkt man ein Spitzenrestaurant aufzusuchen und dann dürfe eben jener Fahrer für wenig Geld noch einmal kutschieren. Ich glaube, ein Paar blaue Augen ist sicher und auch redlich verdient.

Dresden ist anders. Und dort scheint der verschwenderische Umgang mit öffentlichen Geldern nur die wenigsten Fans aufzuregen. Eher im Gegenteil: Der Zweck heiligt die Mittel. Und so ließ sich sogar ein Fanrat-Mitglied zu der Aussage hinreißen, dass „es mit einem sportlichen Erfolg auch wirtschaftlich nach oben geht“. Das ist der Moment, in dem ich mir ein nasses Handtuch wünsche, um zu meinem Lieblingsvortrag anzusetzen: „Im – klatsch – deutschen – klatsch – Eishockey – klatsch – hat – klatsch – sportlicher – klatsch – Erfolg – klatsch – nicht – klatsch – das – klatsch – geringste – klatsch – mit – klatsch – finanziellem – klatsch – Erfolg – klatsch – zu – klatsch – tun – klatsch – Ausrufezeichen“ Es gibt genug Beispiel, wo der Meistertitel der ersten Sargnagel für die jeweiligen Clubs war. Auch in Dresden war man schon einmal der Meinung, dass man seinem Publikum eine gewisse Qualität bieten müsste. Aber wenn immer andere für die eigenen Fehler einstehen, vergisst es sich halt leichter.

Apropos vergessen: Durch die irreführende Bezeichnung Hauptrunde vergisst man leicht, dass der Kampf um die Playoff-Plätze nach 44 Spieltagen noch nicht beendet ist. Die Bezeichnung „Zwischenrunde“ klingt etwas abwertend, aber es sind in 10 Spielen noch maximal 30 Punkte zu vergeben. Und jeder einzelne zählt! Für Ravensburg geht es immerhin noch um das Heimrecht in den Playoffs. Nur 6 Punkte trennen die Oberschwaben von Platz 4. Da gibt es nichts zu verschenken, das wird ein ganz schwerer Gang heute Abend. Und wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann das bereits nach dem heutigen Abend klar ist, dass Dresden Ravensburg nicht mehr von Platz 6 verdrängen kann.

Denn eines ist klar: In einem Club, in dem man für seine Schulden noch gerade stehen muss, ist der Schatzmeister eine gefragte Person. Und aus dessen Sicht wäre die Zwischenrunde gegen Crimmitschau und Dresden sicher das Optimum. Aber auch ohne diese finanziellen Überlegungen wird der Sonntag heiß. Das aufrechte (reichliche) Dutzend gegen die zusammengeschnorrten Zwanzig.
Der Einsatz von Pavel Brendl am Sonntag ist möglich. Allerdings habe ich bei den letzten Spielen einen extrem starken Boots und einen unterdurchschnittlichen Brendl gesehen. Wenn sich also an den Voraussetzungen nichts Wesentliches geändert hat, sollte aus meiner Sicht Boots das Rennen machen. Gebraucht wird zwar jeder Mann, aber nur wenn er auch fit ist.

Das Spiel heute Abend in der Eissporthalle Ravensburg beginnt um 20:00 Uhr und wird geleitet von HSR Carsten Lenhart (Oh mein Gott!).
Das Spiel am Sonntag im heimischen Fuchsbau beginnt um 17:00 Uhr und steht unter der Leitung von HSR Andreas Aumüller (Oh mein Gott!). Das Spiel ist bereits ausverkauft, aber >>>sprade.tv<<< bietet einen kostenpflichtigen Livestream an.

www.es-weisswasser.de wird im >>>LIGA-Liveticker<<< am Freitag ab 20:00 Uhr vom Auswärtsauftritt unserer Füchse am 43. Spieltag berichten.
2851 mal gelesen
 
1 | hinkelstein | 31.01.2014 @ 16:41
Treffer, versenkt!
2 | micha | 31.01.2014 @ 16:43
Sport frei!!! Klasse geschrieben.
3 | Jörg | 31.01.2014 @ 17:52
Ein grandioser Text! Chapeau!!!
4 | Frank | 31.01.2014 @ 18:42
Sich selbst zu übertreffen ist schwer, aber: Geschafft, obelix!!!
5 | Opi | 31.01.2014 @ 19:05
Sauber!! Daumen hoch!!!
6 | fuechsefan | 31.01.2014 @ 19:07
Dem ist wohl nix mehr hinzuzufügen...
7 | eisbeisser | 31.01.2014 @ 19:20
Wie aus meiner Seele geschrieben! Danke für diesen toll geschriebenen Text!
8 | SEFI | 31.01.2014 @ 19:22
Oh mein Gott!
9 | Che | 31.01.2014 @ 21:22
Respekt! Und unsereiner muss in dem Drecksnest wohnen. Anyway: das Schirijejammer passt nicht rein - alle gegen uns - lachhaft. Spielts Schach...da gibt's nur nen Würfel! Der Che
10 | Coswiger | 31.01.2014 @ 22:53
Der Wunsch bzgl Platz 6 ist eingetreten.
11 | eagleeye | 01.02.2014 @ 00:08
Super geschrieben. Hoffe irgendwer irgendwo irgendwann achtet bei der nächsten lizenzsierung auf diesen D' verein!!!
12 | Effe | 01.02.2014 @ 00:25
Danke für den Text. Sehr gut geschrieben. Eins Plus!
13 | Hessen Opa | 01.02.2014 @ 15:11
ein grandioser geschriebener Text
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