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Warum die Lausitzer Füchse so wenig Erfolg haben
30.10.2015 | 12:14 Uhr von Tanngrismir
Die Füchse liegen bislang hinter den eigenen Erwartungen zurück, blieben in den letzten vier Spielen gar ohne Punkte. Eine Analyse.

Von Thomas Wagner und Frank Thümmler

Nach 14 Spielen und 15 Punkten sehen die Gesichter im Füchse Lager ziemlich ratlos aus. Sie bedeuten Platz 12 in der 14er-Liga. Zum Minimalziel Pre-Play-off-Platz zehn fehlen zwar nur fünf Punkte, aber die gegenwärtige Spielweise kann über weite Strecken überhaupt nicht überzeugen. Zudem gelingt es bislang nicht, die Fans zu Hause zu begeistern. Das liegt nicht nur an der Punktebilanz. Sechs Punkte aus sieben Spielen sind der zweitschlechteste Wert in der Liga. Aber nicht nur das: Die Fans haben bisher kaum ein torgefährliches Spiel gesehen. Über weite Strecken war das Füchsespiel bislang glanzlos und eher zerfahren. Die SZ versucht, Ursachen zu benennen.

Haben die Füchse den Kader richtig zusammengestellt?

Diese Frage kann man nur unter Berücksichtigung der finanziellen Situation beantworten. Die Füchse-Verantwortlichen betonen immer wieder, dass vor allem wegen der Vattenfall-Krise kräftig gespart werden muss. Ein Topscorer wie Scott King in der vergangenen Saison ist für kleines Geld nur mit sehr viel Glück zu haben. Auch die Vertragsverlängerung von Füchse-Urgestein Markus Lehnigk ist dem Vernehmen nach an ein paar Hundert Euro gescheitert. Und als in der Vorbereitung der Tscheche Divisek zum Beispiel überzeugte, war das Angebot der Füchse letztlich zu schlecht. Den Füchse-Verantwortlichen, insbesondere Manager Ralf Hantschke jetzt einen Vorwurf zu machen, wäre ungerecht und außerdem viel zu früh.

War der Wechsel des Torwarts von Boutin auf Fallon richtig?

Jedenfalls nicht falsch. Boutin hat zwar viele Jahre in Weißwasser gespielt, hat hervorragende Leistungen geboten, war Publikumsliebling und hier verwurzelt. In der vergangenen Saison war er, auch krankheitsbedingt, allerdings nicht mehr ganz so stark. Der neue Torwart Joe Fallon hat in den ersten Saisonspielen super gehalten, hat klasse Paraden gezeigt, viel Ruhe ausgestrahlt und riesigen Anteil daran, dass die Punktebilanz der ersten Wochen gestimmt hat. Aktuell muss die Frage erlaubt sein, wie lange seine Motivation hält bei der fehlenden Unterstützung seiner Mitspieler. An Fallon hat es bisher jedenfalls nicht gelegen.

Sind die anderen Kontingentspieler diesmal Fehlgriffe?

Ein solches Urteil wäre viel zu hart. Fakt ist, dass (ursprünglich) Bohac, Frank und Dolan nicht die dominierende Rolle gespielt haben, wie es ausländische Spieler in anderen Teams tun. Sicherlich ist das auch eine finanzielle Frage. Alle drei aber haben ihr Potenzial schon angedeutet. Jetzt hoffen die Füchse, dass die spektakuläre und mit viel Vorschusslorbeeren versehene Verpflichtung des kanadischen Stürmers Darren Haydar auch wirklich einschlägt. Schade ist, dass der Däne Steffen Frank so schnell zurück nach Dänemark gegangen ist. Bohac wurde schneller „eingedeutscht“ als gedacht. Jetzt ist eine Ausländerposition unbesetzt. Die Füchse haben also noch einen Köcher im Pfeil – wenn sie das Geld auftreiben können.

Übernehmen die gestandenen Spieler genug Verantwortung?

Alle haben mit ihrer eigenen Leistung zu tun. Thomas Götz zum Beispiel merkt man an, dass ihm sein jahrelanger Partner Markus Lehnigk fehlt. Von blindem Verständnis mit seinen Mitspielern ist nicht nur er weit entfernt. Marvin Tepper zum Beispiel war seinerzeit im Jahre 2010 als junger Spieler der viertbeste Scorer der Liga. Jetzt ist er mit mehr Erfahrung zurück an alter Wirkungsstätte und bleibt aber – Zitat Ralf Hantschke – „eine Wundertüte“, die zurzeit ziemlich einfallslos übers Eis kurvt. Ein solch toller Nebenmann wie Probespieler Divisek in der Vorbereitung fehlt ihm offensichtlich.

Sieht man eine Handschrift der Trainer Rohrbach und Hoffmann?

Trainer Dirk Rohrbach ist für die Offensive zuständig, Co-Trainer Robert Hoffmann für die Defensive. Das sieht man auch an ihrer Postierung während der Spiele. In der Offensive fehlt es an fast allem. Mit im Schnitt gut zwei Toren sind die Füchsen zweitschlechtestes Team der Liga (vor Heilbronn). Es gibt unübersehbare Probleme beim Spielaufbau. Es fehlen Variabilität, Geschwindigkeit und Ideen. Es werden zu wenige Chancen herausgespielt. Die Defensivarbeit der Mannschaft hat in den ersten Wochen noch funktioniert, auch in Unterzahl. Wobei Torwart Fallon ein überragender Rückhalt war. Zuletzt sind die Füchse auch da eingebrochen. Hauptursache: viele individuelle Fehler und teilweise auch Disziplinlosigkeiten, wie die mangelnde Bereitschaft, den einen Schritt mehr zu gehen. „Disziplin geht über Emotion“, lautet eine Eishockeyweisheit. Zuletzt haben die Füchse auch taktische Fehler gemacht, sind nach vorn gestürmt und haben sich im Konter überlaufen lassen. Es bleibt viel zu tun für beide Trainer. Andere Mannschaften steigern sich, spielen nach und nach besser zusammen. Das müssen die Füchse auch – und zwar schnell.

Sind die Füchse in Über- und Unterzahl eingespielt?

Während das Unterzahlspiel der Füchse in den ersten Wochen überragend gut war (bestes Ligateam), sind sie inzwischen in dieser Statistik auf den drittletzten (!) Platz abgerutscht. Das sollte sich wieder reparieren lassen. Das bisherige Überzahlspiel muss man als katastrophal bezeichnen. Die Füchse haben schon Probleme, schnell ins Drittel zu kommen. Gelingt das, fehlt ein Konzept, Chancen herauszuspielen. Das setzt voraus, dass Puck und Spieler laufen. Außerdem fehlt bislang ein starker Blueliner, der freigespielt wird und dann mit einem harten und platzierten Schuss abschließen kann. Vielleicht kann ein gesunder Darren Haydar mit seiner Spielübersicht und Schlitzohrigkeit das Überzahlspiel der Füchse auf ein neues Niveau heben. Das ist dringend nötig.

Gibt es bei den Lausitzer Füchsen auch Lichtblicke?

Sicher. Die Füchse haben auch in dieser Saison schon bewiesen, dass sie gegen (fast) jeden Gegner punkten können. Torwart Fallon in Topform ist ein ganz großes Plus. André Mücke ist kämpferisch ein absolutes Vorbild im Team. Stark in den Zweikämpfen versucht er darüber hinaus, auch das Spiel nach vorn zu treiben. Diese Einstellung muss auf alle anderen ausstrahlen. Und endlich hat es mit Erik Hoffmann mal wieder ein Eigengewächs über die Saisonvorbereitung bis hin zu den ersten Punktspielen geschafft – ein Mutmacher für die Nachwuchsspieler in Weißwasser. Die zweite Reihe um Götz konnte in den ersten Spielen überzeugen. Und: Wer viele Reserven hat, kann sich auch viel steigern.

Quelle: SZ-ONLINE 30.10.2015
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