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[UPDATE] Wölfe Freiburg stellen Insolvenzantrag
21.03.2011 | 17:32 Uhr von
Sportlich droht den Freiburger Wölfen der Abstieg – wirtschaftlich sieht es noch schlechter aus. Viel schlechter: Die Wölfe GmbH hat Insolvenz beantragt. Steht das Freiburger Profi-Eishockey damit vor dem Aus?
Für die Fans des Zweitligisten schien es, als wäre am Sonntagabend der Tiefpunkt erreicht: Mit 2:0 hatten die Wölfe in der Abstiegsrunde der zweiten Eishockey-Bundesliga bis zehn Minuten vor Schluss geführt – dann aber zwei Gegentreffer in eigener Überzahl (!) kassiert und schließlich mit 2:5 verloren. Ein Alptraum. Doch am Montag kommt es noch schlimmer: Die Wölfe haben die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Im Klartext bedeutet das: Die Wölfe GmbH, die seit 2007 den Spielbetrieb der Profimannschaft ausrichtet, drücken offenbar erhebliche Finanzprobleme. Die Zahlungsunfähigkeit droht.

Neue Geldgeber sollen den Profisport retten

Um 15.15 Uhr verschickte die Wölfe GmbH am Montag daher eine Pressemitteilung: Demnach warten die Wölfe auf die Benennung eines Insolvenzverwalters, mit dem zusammen versucht werden soll, Investoren für das Freiburger Eishockey zu gewinnen. Bei einer Infoveranstaltung sollen mögliche Geldgeber angesprochen werden. Klar ist aber auch: Gelingt es nicht, neue Gönner ins Boot zu holen, steht das Profi-Eishockey in Freiburg auf der Kippe. Nur eine Rettung der GmbH ermöglicht die Fortsetzung des Spielbetriebs in der Oberliga oder – im Falle des Klassenerhalts – in der zweiten Liga.

Mit der Abwicklung des Insolvenzverfahrens sind auf Seiten der Wölfe Geschäftsführer Jürgen Schaal und Ex-Gesellschafter Holger Döpke betraut. "Die Gesellschafter haben mich darum gebeten und ich wollte sie nicht im Stich lassen", sagt Döpke zu einem unerwarteten Comeback in der Freiburger Eisssportszene, das nach Döpkes eigenen Worten aber keinesfalls länger andauern soll. Döpke verfügt, ganz ungewollt, über eine gewisse Erfahrung auf diesem schwierigen Terrain: Im Sommer 2009 hatte er mit einem seiner Speditionsunternehmen ebenfalls ein Insolvenzverfahren durchmachen müssen.

Stammen die Probleme aus der Saison 2009/10?

Wie hoch die Rückstände sind und wie und wann sie angehäuft wurden – darüber kann sich Döpke gegenüber der Badischen Zeitung allerdings nicht äußern. Dies sei Aufgabe des Insolvenzverwalters, der in den kommenden Tagen mutmaßlich – wie in solchen Fällen üblich – öffentlich Stellung nehmen wird. Döpke umreißt lediglich die Ziele des aktuellen Vorgehens: Die laufende Saison zu Ende zu bringen und in eine Situation zu kommen, in der der Insolvenzantrag zurückgenommen werden kann.

Trotzdem: Wo kommen die Probleme her, die die Wölfe an den Rand des Ruins treiben? An der aktuellen Spielzeit kann es, so darf spekuliert werden, nicht liegen: Der Zuschauerschnitt hat sich im Vergleich zur Vorsaison um knapp 100 Besucher pro Spiel auf 1500 erhöht und bewegt sich in dem Rahmen, mit dem die Wölfe kalkuliert hatten. Die Mannschaft ist ein klassisches Low-Budget-Team, bei dem während der Runde keine neuen Gehaltsposten hinzukamen (sämtliche Neuzugänge ersetzten Akteure, die die Wölfe nicht mehr bezahlen müssen), auf Vermarktungsseite waren zuletzt neue Sponsoren hinzugekommen. Insofern scheint die aktuelle Saison nicht die Wurzel der Misswirtschaft zu sein, auch wenn die nun laufende Abstiegsrunde – durch ihre zeitliche Länge trotz weniger Heimspiele – die finanzielle Lage sicherlich weiter zugespitzt hat. Schwerer ins Gewicht fallen dürfte die Vorsaison, in der teilweise teure Nachverpflichtungen (unter anderem Preston Mizzi und Jeff Corey) den Etat des Profikaders belastet hatten und in der die Wölfe zudem Cracks unter Vertrag hatten, die zwei Jahre zuvor bereits längerfristige Verträge abgeschlossen hatten – zu besseren Konditionen als sie 2009/10 branchenüblich gewesen wären.

Wölfe wollen Saison zu Ende spielen

Wie es nun weitergeht? Das Freiburger Amtsgericht wird prüfen, wen es als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt und ob und wann das Insolvenzverfahren eröffnet wird. Dass die Freiburger die fünf verbleibenden Partien der Abstiegsrunde bestreiten werden, ist nach Döpkes Einschätzung wahrscheinlich. Ligenleiter Oliver Seeliger war am Montag nicht zu erreichen.

So oder so: Die Wölfe können sich für die nächste Saison um einen Platz in der Oberliga bewerben, wenn sie das Insolvenzverfahren überstehen. Und wenn nicht? Dann stehen die Zeichen auf einen Neubeginn ganz unten. Die Amateure des Stammvereins EHC Freiburg spielen in der viertklassigen Baden-Württemberg-Liga. Gut möglich, dass aus ihnen die neue erste Mannschaft erwachsen muss.

Freiburger Eishockeygeschichte – ein stetes Auf und Ab

Die neuerliche Insolvenz einer Freiburger Profi-Eishockey-GmbH versinnbildlicht das stetige Auf und Ab der schnellsten Mannschaftssportart der Welt in Südbaden. Bereits im Sommer 1993 wurde der EHC Freiburg, damals unter undurchschaubaren Umständen, per Zwangsabstieg von der ersten in die vierte Liga verdammt. Die Freiburger arbeiteten sich peu à peu wieder nach oben, zählten bereits im weiteren Verlauf der 90er Jahre kontinuierlich zu den Spitzenteams der zweiten Liga und kehrten für die Spielzeit 2003/04 sogar in die Eliteliga DEL zurück – stiegen sogleich aber wieder ab. Nach der Saison 2005/06, die die Breisgauer sportlich in die drittklassige Oberliga zurückführte, meldete die damalige erste Wölfe-GmbH Insolvenz an.

Es folgte ein Intermezzo, in dem wieder der Verein EHC Freiburg für die erste Mannschaft zuständig war, ehe sich eine neue GmbH gründete, die seit 2007 den Spielbetrieb der Profis organisiert. Ihr Frontmann war lange der Endinger Speditionsunternehmer Holger Döpke, der Ende 2010 als Gesellschafter ausschied. Döpkes Anteile übernahm in Ronald Danner ein langjähriger Eishockeyfunktionär, der bereits Geschäftsführer der 2006 zahlungsunfähigen GmbH war. Die beiden anderen Gesellschafter sind der Kellereibedarfhändler Willi Zimber aus dem Markgräflerland sowie Andrea Volk. Als Geschäftsführer fungiert Ex-Profi Jürgen Schaal, der gleichzeitig Nachwuchstrainer ist. Manager der Wölfe ist Robert Vozar, der seit vergangenem Sommer Frontmann und Kommunikator der Freiburger Eishockeyaner ist – der zum aktuellen finanziellen Schlammassel aber lediglich sagt, dass er nichts sagen darf.

Parallelen zur Insolvenz 2006

Duplizität der Ereignisse: Wie 2006 scheinen sportlicher und wirtschaftlicher Niedergang zusammenzufallen: Nach drei Niederlagen in den ersten drei Partien der Abstiegsrunde ist sehr fraglich, ob die Wölfe den Klassenerhalt noch schaffen können. Das Potenzial dazu hätten sie zwar, waren sie in der Punkterunde doch deutlich erfolgreicher als ihre Konkurrenten aus Weißwasser und Crimmitschau, gegen die sie nun vier der restlichen fünf Spiele gewinnen müssten.

Unklar ist freilich, wie sehr die wirtschaftlichen Wirren das Team belasten. Bereits im Herbst hatte Holger Döpke, damals im Streit mit dem Stammverein EHC Freiburg, offen mit einer Insolvenz gedroht. Die atmosphärischen wie finanziellen Probleme wurden, so hieß es zumindest offiziell, daraufhin bereinigt. Allerdings ist zu vermuten, dass die Freiburger Mannschaft die jetzigen Zahlungsschwierigkeiten zu spüren bekam, was die Konzentration auf den Kufensport wohl nicht unbedingt erleichtert hat. Und so kommt es wohl wie 2006: sportlicher Abstieg plus Misswirtschaft. Was unterm Strich wohl bedeutet: Innehalten. Fehlernanylse. Neuanfang.

Karl Heidegger

Quelle: Badische Zeitung
3615 mal gelesen
 
1 | Heidi | 21.03.2011 @ 17:38
sorry, aber für das habe ich langsam kein verständiss mehr... warum gibt es noch immer leute die denken, die müssen mit geld wirtschaften - was sie nciht zur verfügung haben... es lebe das frühlings- und sommertheater.. langsam aber sicher sollten sich mal einige hinterfragen, ob sie überhaupt fähig sind einen eishockeyverein bzw. in diesem falle eine gmbh zu leiten
2 | oldfox | 21.03.2011 @ 17:40
Die Frage ist, wem nutzt dieser Antrag zu diesem Zeitpunkt. Ist es ehrlich gemeint oder soll es nur ein Motivationsschub sein. Ansonsten beginnt das Sommertheater schon sehr zeitig.
3 | thingslikehockey | 21.03.2011 @ 17:42
Ist es nich so, dass man absteigt, sobald auch nur ein Antrag auf Insolvenzeröffnung gestellt wird?
4 | kloskop | 21.03.2011 @ 17:44
hahaha sag ich doch da gibts immer nen absteiger, das erklärt leider auch denn nicht vorhanden siegeswillen(jedes jahr der selbe mist )
5 | Coswiger | 21.03.2011 @ 17:49
@3 Wenn das Insolvenzverfahren eröffnet wird, steigt man automatisch ab. Sie können ja den Antrag noch zurückziehen.
6 | thingslikehockey | 21.03.2011 @ 17:55
Okay, danke.
7 | Blacki_back | 21.03.2011 @ 22:14
@thingslikehockey erst wenn das verfahren eröffnet wird
8 | 3liter | 22.03.2011 @ 10:15
In Essen wurde vor paar Wochen auch ein Insolvenzantrag gestellt. Mal wieder. Aber es wurde kein Verfahren eröffnet, die Insovlenz ist abgewendet und es geht weiter wie gehabt.
9 | bärchen | 22.03.2011 @ 12:48
@oldfox: zu diesem zeitpunkt? gibt es denn für sowas einen "günstigen" zeitpunkt? wohl eher nicht und bevor man sich ner insolvenzverschleppung strafbar macht...einfach nur traurig was im deutschen eishockeysport so los ist.
10 | oldfox | 22.03.2011 @ 16:09
Am Mittwoch 23.3. ist Pressekonferenz in Freiburg, mal hören was nun ist und wie es weiter geht.
11 | Veit | 22.03.2011 @ 16:11
Langsam reichts. Schon zuletzt kaum Bock gehabt mich über wenige Siege/Punkte richtig zu ärgern. Man hat doch immer im Hinterkopf, was noch kommt.....
12 | Kiesi71 | 22.03.2011 @ 16:45
auf jeden Fall darf man nicht den Fehler machen und die Runde als erledigt ansehen, niemand weiß ob es zur Eröffnung des Verfahrens kommt, also weiter konzentriert arbeiten und Punkten
13 | kloskop | 22.03.2011 @ 17:18
Traurig ist das der deb jedes jahr solchen vereinen die lizenz erteilt, obwohl jeder weiß das das nicht hinhauen kann. wir sparen wie blöd und die anderen hauen die kohle raus wenns net hinhaut einfach insolvenz anmelden. aber ich bin mir sicher da kommen noch welche dazu (bremerhaven???)
14 | thingslikehockey | 22.03.2011 @ 17:36
@13: Ich würde 'n Bisschen vorsichtig sein mit solchen Äußerungen. Desweiteren ist wenn schon, die ESBG und nicht der DEB der Schuldige.
15 | HeavensDJ | 22.03.2011 @ 18:19
sry aber da geht einem das Messer in der Tasche auf.. ohne Spass ey...
16 | kloskop | 22.03.2011 @ 19:13
jaja ich pass schon auf das ich keine verleumdungsklage an den hals bekomme lol. und was die lizensierung betrifft hast du nrecht , das macht die esbg und wie mann sieht die könnens auch nicht. und bremerhaven ist nur ne vermutung keine feststellung. frage mich halt wie die sich das leisten können, obwohl die zuschauerzahlen eher dürftig sind.
17 | thingslikehockey | 22.03.2011 @ 19:45
Dürftig waren sie in der alten Halle, wobei einige von der Auslastung träumen dürften. In der neuen Halle sieht das auch wieder anders aus, auch wenn es noch nich allzu viele Spiele in der neuen Fischbüchse gab.
18 | obelix | 22.03.2011 @ 21:02
@ 13 - irgendwo wurde mal allein für den Hauptsponsor swb die Zahl von 1,2 Millionen pro Saison genannt. Kann sein, dass da auch noch der Nachwuchs dabei war. In jedem Fall hat BHV andere Möglichkeiten als z.B. WSW
19 | Fuchstino | 23.03.2011 @ 07:53
Das ist schon Traurig alles und am ende sind die Fans immer die leidtragenden.Wir sollten uns trotzdem nicht davon ablenken lassen und uns weiter auf den sportlichen Klassenerhalt konzentrieren nur das ist jetzt wichtig
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