Die Eisarena
Der neue Fuchsbau
 
Ein Hilferuf zum Abschied
13.08.2011 | 12:13 Uhr von obelix
Bei den Lausitzer Füchsen ist mit dem Rücktritt des langjährigen Geschäftsführers René Reinert eine Ära zu Ende gegangen. Verabschiedet hat sich Reinert am Freitag mit einem Hilferuf an die Wirtschaft und auch die Politiker.
Ein Mann der lauten Töne war René Reinert in seiner siebeneinhalbjährigen Amtszeit als Geschäftsführer der Lausitzer Füchse nie gewesen. Der 40 Jahre alte Unternehmer aus der Logistik-Branche zog lieber im Hintergrund die Fäden. Reinert trat nur dann an die Öffentlichkeit, wenn es wirklich etwas Wichtiges zu sagen galt. Am Freitag meldete er sich zum letzten Mal zu Wort – denn Reinert gab seinen Rücktritt als Geschäftsführer des Zweitligisten aus Weißwasser bekannt. „Wegen meiner eigenen Firma hatte ich zuletzt immer weniger Zeit, um mich um die Füchse kümmern zu können. Deshalb war es ein logischer Schritt, die Verantwortung weiterzugeben“, begründete er seinen Rückzug. Neuer Geschäftsführer ist Matthias Kliemann. Der 39-jährige Ex-Profi kennt sich im Fuchsbau bestens aus. Er arbeitete bislang als kaufmännische Leiter. Die RUNDSCHAU analysiert die Konsequenzen des Führungswechsels.

Was steckt genau hinter dem Rücktritt von René Reinert?

Der Unternehmer gilt als sehr konsequenter Mensch. Deshalb ist der Rücktritt aus seiner Sicht ein logischer Schritt. „Als Geschäftsführer muss man vor Ort sein, um die Geschäfte führen zu können“, stellte er am Freitag noch einmal klar. Und dafür hatte er zuletzt nur noch selten Zeit, weil ihn seine Logistik-Firma mit Sitz in Schleife stark beansprucht. Die Reinert-Logistik beschäftigt derzeit rund 600 Mitarbeiter an sieben Standorten in Deutschland und expandiert auch in Polen sowie der Slowakei. Etwa 450 Fahrzeuge der blauen Reinert-Flotte sind europaweit unterwegs.

Trifft der Rücktritt die Füchse überraschend?

Nein, denn intern hat Reinert seinen Rückzug seit Längerem vorbereitet. „Der Entschluss ist seit drei, vier Jahren gereift“, verriet er. Das sportliche Tagesgeschäft ging in die Hände von Team-Manager Ralf Hantschke über. Und für den kaufmännischen Teil zeichnete Matthias Kliemann verantwortlich. Denn Reinert liebäugelte schon im April 2008 ernsthaft mit seinem Rückzug. Letztlich stellte er das Ansinnen dann aber doch wieder zurück. „Wir haben das Szenario oft durchgesprochen. Ich freue mich, jetzt noch mehr Verantwortung übernehmen zu können“, erklärte Kliemann.

Stabübergabe: Ex-Profi Matthias Kliemann (l.) übernimmt den Posten des Füchse-Geschäftsführers von René Reinert. Foto: Noack

Wie fällt die Bilanz des scheidenden Geschäftsführers aus?

Reinert übernahm die Füchse im November 2003 in schwierigem Fahrwasser. Die GmbH musste sich nach der gerade erst verdauten Insolvenz neu positionieren. Nach dem Ausstieg des zweiten Geschäftsführers Klaus Dietze im April 2005 wegen der ständigen Querelen mit der Stadt Weißwasser baute Reinert die Führungs-Crew komplett um. Sein jetziger Nachfolger Kliemann stieg 2006 in den Marketingbereich ein. 2009/10 installierte Reinert dann die Doppelspitze mit Team-Manager Hantschke und Trainer Rohrbach. Seine Handschrift war von personeller Konstanz geprägt.

Welche Lücke hinterlässt Reinert?

Der Unternehmer bleibt Gesellschafter der Spielbetriebs-GmbH und will den Füchsen auch als einer der wichtigsten Sponsoren die Treue halten. „Ich lasse die Füchse nicht im Stich, stehe weiterhin beratend zur Seite“, versicherte Reinert. Von seinen Stammplätzen – hinter dem Tor oder direkt an der Bande auf Höhe der Mittellinie – wird er also auch weiterhin die Daumen drücken. Ein kompletter Rückzug hätte die Füchse schwer getroffen. Denn durch die Kontakte als Logistik-Unternehmer hat Reinert auch zahlreiche Sponsoren für das Eishockey in Weißwasser begeistert.

Welche Ziele hat der neue Geschäftsführer der Füchse?

Der frühere Stürmer Matthias Kliemann, der nach dem Ende der aktiven Karriere BWL studiert hat, zeigte sich bei seinem Amtsantritt angriffslustig. Während Trainer Rohrbach den Klassenerhalt als Ziel ausgab, forderte Kliemann die Playoff-Runde als Marschrichtung. „Wir wollen um Platz acht mitspielen. Sonst bräuchten wir nicht anzutreten“, erklärte er. Allerdings muss auch der neue Geschäftsführer sich mit dem beschränkten Budget arrangieren. „Es bleibt eine schwierige Gratwanderung zwischen den sportlichen Ansprüchen und der wirtschaftlichen Konsolidierung“, kündigte Kliemann an.

Wie sehen die wirtschaft lichen Rahmenbedingungen aus?

René Reinert, der scheidende Geschäftsführer der stillen Töne, nutzte den letzten Auftritt zu einem bemerkenswerten Hilferuf an die Adresse der wenigen Großunternehmen der Region sowie die Politiker, die Reinert als Türöffner sieht. Er warb eindringlich um mehr Unterstützung, um das Eishockey auf dem Niveau der 2. Bundesliga zu sichern. „Wenn wir es nicht schaffen, noch mehr große Partner ins Boot zu bekommen, dann werden wir irgendwann gegen Niesky oder Jonsdorf spielen. Das ist die Realität“, mahnte er mit Blick auf die drittklassigen Nachbarvereine.

Zumal die Füchse nach wie vor Verbindlichkeiten abzutragen haben, die sie 2008/09 beim Einzug in das Halbfinale angehäuft haben. Obwohl Unternehmer wie Reinert und auch der inzwischen verstorbene Bernd Nadebor die Lücken oft geschlossen haben, konnte der scheidende Geschäftsführer die GmbH nicht schuldenfrei an seinen Nachfolger übergeben. Allerdings wurden die Schulden laut Reinert in den vergangenen zwei Jahren planmäßig verringert. Dem Vernehmen nach belaufen sie sich im unteren sechsstelligen Bereich. „Wir haben oft an der Klippe gestanden und in den Abgrund geschaut. Aber wir haben immer irgendwie eine Lösung gefunden“, blickte Reinert zurück. Lösungen, die nun sein Nachfolger Matthias Kliemann finden muss.

Zum Thema:

Die Lausitzer RUNDSCHAU hat am Freitag den Sponsoring-Vertrag mit den Lausitzer Füchsen um eine weitere Saison verlängert. Andreas Heinkel, Geschäftsführer der RUNDSCHAU, bekam vom neuen Füchse-Chef Matthias Kliemann anlässlich der Vertragsunterzeichnung im Cottbuser Medienhaus seinen Mitgliedsausweis überreicht. Zudem gaben die Füchse die Verlängerung der Partnerschaft mit dem Freiberger Brauhaus als Trikotsponsor bekannt.

Von Frank Noack

Quelle: Lausitzer Rundschau
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