Jonathan Boutin, der beste Torwart der Eishockey-Bundesliga, bleibt bei den Lausitzer Füchsen. Er nennt die Gründe und verrät, warum seine schönen schwarzen Locken gefallen sind.
Dieser Mann soll Eishockeytorwart sein? Aber nein, die Fanghand kommt nicht hervorgeschnellt, um einen zu begrüßen. Schnelle Bewegungen scheinen Jonathan Boutin eher fremd – wenn er nicht auf dem Eis steht. Der 26-jährige Kanadier, der von allen nur „Bouts“ genannt wird, ist ein eher ruhiger Zeitgenosse.
Bei den Lausitzer Füchsen und den Fans freut man sich riesig, dass dieser Mann seinen Vertrag in Weißwasser um ein Jahr verlängert hat. Schließlich ist Jonathan Boutin zum zweiten Mal nach 2010 zum besten Torwart der 2. Bundesliga gewählt worden. Er, groß und muskulös, der im Gespräch so bedächtig wirkt, verwandelt sich in Eishockeymontur in einen Hexer. Mit seinen Reflexen bringt er die gegnerischen Stürmer reihenweise zur Verzweiflung.
Und die Lausitzer Füchse, sonst eher als Sprungbrett für eine steile Eishockeykarriere benutzt, können diesen überragenden Spieler halten? Das ist eine kleine Sensation. „Ich liebe diese Stadt“, begründet Jonathan Boutin, der im Dezember 2010 das erste Mal nach Weißwasser gekommen ist, als Ersatz für den ebenfalls sehr guten, aber damals langfristig verletzten Ryan McDonald. Boutin fühlt sich hier von Anfang an einfach wohl.
Im französisch sprechenden Teil Kanadas hat er in einem Dorf mit knapp 300 Einwohnern gelebt. Da sei Weißwasser schon fast eine Großstadt. Und: „Hier ist alles so billig. Die Lebensmittel, das Bier….“ , sagt er grinsend. Und der Pizza-Service. Der habe es ihm angetan.
Schuld daran, dass es Boutin in Weißwasser so gut gefällt, ist auch Julia Geißler. Sie hat der Eishockeytorwart keine 14 Tage nach seiner Ankunft in einer Bar in Weißwasser getroffen – und er hat sich in die 26-Jährige verliebt. Auch wenn es eine Sprachbarriere gibt. Die beiden unterhalten sich auf Englisch, weder für Jonathan Boutin noch Julia Geißler die Muttersprache.
Nach dem ersten erfolgreichen, fünfmonatigen Gastspiel in Weißwasser geht er nach Norwegen. Er spielt dort in der höchsten Spielklasse und erreicht mit der Mannschaft sogar die Playoffs. So ganz glücklich wurde er aber nicht. Es zog ihn wieder zurück nach Weißwasser – wegen der Stadt, der schönen Erinnerungen, natürlich auch wegen Julia und weil er sich hier als Eishockeyspieler ausgesprochen wohl fühlt: „Das Eishockeyspielen macht mir hier wirklich Spaß.“
Die Stimmung bei den Spielen sei großartig. Aber vor allem habe er unter seinen Mannschaftskollegen ein paar sehr gute Kumpels gefunden. Die sind auch dafür verantwortlich, dass Boutin derzeit ohne seine dunklen Locken unterwegs ist. Sebastian Klenner und Robert Bartlick sind Leidensgenossen. Nach einer Schnapsidee mussten die Haare bei allen Dreien ab. Auslöser war ein anderer Kanadier, Matt McKnight.
Der Stürmer hatte sich aus Spaß eine „Vokuhila“-Frisur schneiden lassen. Als die Spieler abends zusammen saßen, kam irgendjemand auf die Idee zu sagen: „Wenn in dieser Saison noch ein Schergerät in der Kabine auftaucht, schneiden wir uns Glatze.“ Boutin und Bartlick schlugen lachend ein. Ein junger Förderlizenzspieler hatte das mitbekommen und dafür gesorgt, dass es tatsächlich ein Schergerät in der Füchse-Kabine gab. Zwei Männer – ein Wort, Klenner machte aus Mitleid mit: Die Haare mussten runter, auch die schönen schwarzen Locken von „Bouts“, der die Prozedur schweren Herzens über sich ergehen ließ.
Doch Boutin nimmt auch das gelassen. Generell ist der ruhige, ausgeglichene Mann mit sich und seinem Leben zufrieden – was die Karriere und das Privatleben angeht. Deshalb ist er auch nicht traurig darüber, dass es bisher keine lukrativen Angebote der großen Vereine gegeben hat. Einzig Angebote aus der DEL, der höchsten deutschen Eishockeyliga würden ihn wirklich reizen. Da will Boutin, seit Mittwoch 27 Jahre alt, noch hin. „Bis jetzt habe ich aber kein verlockendes Angebot eines großen Vereins bekommen“, sagt er.
Jetzt will der französisch und englisch sprechende Kanadier Deutsch lernen. Das hat er in der abgelaufenen Saison nicht geschafft. Dass Deutsch eine schwierige Sprache sei, hat er in den ersten Unterrichtsstunden oft mitbekommen. Auch beim Training: „Ich wusste in den ersten vier Wochen mit den Füchsen nicht, ob ich jetzt angemeckert werde oder alles in Ordnung ist“, so Boutin. Er habe dann immer überlegt, was er falsch gemacht hat. Mittlerweile wisse er es aber zu deuten, wann es Ärger gibt und wann nicht.
Die nächsten Deutschstunden seien schon geplant. Die sind auch für sein neues Hobby nötig. Mit seiner Weißwasseraner Freundin ist er regelmäßig mit Pferden unterwegs. Das Problem: „Wenn ich rechts sage, läuft das Pferd linksherum.“ Nach dem dritten Reitversuch will sich Boutin nun auf den Tipp von Mannschaftskollegen Christ Straube hin, erst mal Videos vom Reitsport ansehen. Vielleicht bekommt er dann mit, dass man ein Pferd mit den Zügeln, nicht mit Worten lenkt.
Sein Weißwasser will Jonathan Boutin erst im Juni für einen vierwöchigen Heimaturlaub in Kanada verlassen. Heute ist er erst einmal bei der großen Fanparty der Lausitzer Füchse dabei.
Boah Ey die SZ kann ja auch gut schreiben und kommentieren Chapeau !
4 | timmi | 03.04.2012 @ 17:13
@Foxy1, sorry, aber gut geschrieben is echt anders! das thema is sicher interessant, aber die umsetzung... mangelhaft! das fängt im titel schon an: gemeint ist sicher eine liebeserklärung an wsw und nicht für...
5 | willithefish | 04.04.2012 @ 17:47
@4 bla bla blaaaaaaaaaaaa
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Dieser Mann soll Eishockeytorwart sein? Aber nein, die Fanghand kommt nicht hervorgeschnellt, um einen zu begrüßen. Schnelle Bewegungen scheinen Jonathan Boutin eher fremd – wenn er nicht auf dem Eis steht. Der 26-jährige Kanadier, der von allen nur „Bouts“ genannt wird, ist ein eher ruhiger Zeitgenosse.
Bei den Lausitzer Füchsen und den Fans freut man sich riesig, dass dieser Mann seinen Vertrag in Weißwasser um ein Jahr verlängert hat. Schließlich ist Jonathan Boutin zum zweiten Mal nach 2010 zum besten Torwart der 2. Bundesliga gewählt worden. Er, groß und muskulös, der im Gespräch so bedächtig wirkt, verwandelt sich in Eishockeymontur in einen Hexer. Mit seinen Reflexen bringt er die gegnerischen Stürmer reihenweise zur Verzweiflung.
Und die Lausitzer Füchse, sonst eher als Sprungbrett für eine steile Eishockeykarriere benutzt, können diesen überragenden Spieler halten? Das ist eine kleine Sensation. „Ich liebe diese Stadt“, begründet Jonathan Boutin, der im Dezember 2010 das erste Mal nach Weißwasser gekommen ist, als Ersatz für den ebenfalls sehr guten, aber damals langfristig verletzten Ryan McDonald. Boutin fühlt sich hier von Anfang an einfach wohl.
Im französisch sprechenden Teil Kanadas hat er in einem Dorf mit knapp 300 Einwohnern gelebt. Da sei Weißwasser schon fast eine Großstadt. Und: „Hier ist alles so billig. Die Lebensmittel, das Bier….“ , sagt er grinsend. Und der Pizza-Service. Der habe es ihm angetan.
Schuld daran, dass es Boutin in Weißwasser so gut gefällt, ist auch Julia Geißler. Sie hat der Eishockeytorwart keine 14 Tage nach seiner Ankunft in einer Bar in Weißwasser getroffen – und er hat sich in die 26-Jährige verliebt. Auch wenn es eine Sprachbarriere gibt. Die beiden unterhalten sich auf Englisch, weder für Jonathan Boutin noch Julia Geißler die Muttersprache.
Nach dem ersten erfolgreichen, fünfmonatigen Gastspiel in Weißwasser geht er nach Norwegen. Er spielt dort in der höchsten Spielklasse und erreicht mit der Mannschaft sogar die Playoffs. So ganz glücklich wurde er aber nicht. Es zog ihn wieder zurück nach Weißwasser – wegen der Stadt, der schönen Erinnerungen, natürlich auch wegen Julia und weil er sich hier als Eishockeyspieler ausgesprochen wohl fühlt: „Das Eishockeyspielen macht mir hier wirklich Spaß.“
Die Stimmung bei den Spielen sei großartig. Aber vor allem habe er unter seinen Mannschaftskollegen ein paar sehr gute Kumpels gefunden. Die sind auch dafür verantwortlich, dass Boutin derzeit ohne seine dunklen Locken unterwegs ist. Sebastian Klenner und Robert Bartlick sind Leidensgenossen. Nach einer Schnapsidee mussten die Haare bei allen Dreien ab. Auslöser war ein anderer Kanadier, Matt McKnight.
Der Stürmer hatte sich aus Spaß eine „Vokuhila“-Frisur schneiden lassen. Als die Spieler abends zusammen saßen, kam irgendjemand auf die Idee zu sagen: „Wenn in dieser Saison noch ein Schergerät in der Kabine auftaucht, schneiden wir uns Glatze.“ Boutin und Bartlick schlugen lachend ein. Ein junger Förderlizenzspieler hatte das mitbekommen und dafür gesorgt, dass es tatsächlich ein Schergerät in der Füchse-Kabine gab. Zwei Männer – ein Wort, Klenner machte aus Mitleid mit: Die Haare mussten runter, auch die schönen schwarzen Locken von „Bouts“, der die Prozedur schweren Herzens über sich ergehen ließ.
Doch Boutin nimmt auch das gelassen. Generell ist der ruhige, ausgeglichene Mann mit sich und seinem Leben zufrieden – was die Karriere und das Privatleben angeht. Deshalb ist er auch nicht traurig darüber, dass es bisher keine lukrativen Angebote der großen Vereine gegeben hat. Einzig Angebote aus der DEL, der höchsten deutschen Eishockeyliga würden ihn wirklich reizen. Da will Boutin, seit Mittwoch 27 Jahre alt, noch hin. „Bis jetzt habe ich aber kein verlockendes Angebot eines großen Vereins bekommen“, sagt er.
Jetzt will der französisch und englisch sprechende Kanadier Deutsch lernen. Das hat er in der abgelaufenen Saison nicht geschafft. Dass Deutsch eine schwierige Sprache sei, hat er in den ersten Unterrichtsstunden oft mitbekommen. Auch beim Training: „Ich wusste in den ersten vier Wochen mit den Füchsen nicht, ob ich jetzt angemeckert werde oder alles in Ordnung ist“, so Boutin. Er habe dann immer überlegt, was er falsch gemacht hat. Mittlerweile wisse er es aber zu deuten, wann es Ärger gibt und wann nicht.
Die nächsten Deutschstunden seien schon geplant. Die sind auch für sein neues Hobby nötig. Mit seiner Weißwasseraner Freundin ist er regelmäßig mit Pferden unterwegs. Das Problem: „Wenn ich rechts sage, läuft das Pferd linksherum.“ Nach dem dritten Reitversuch will sich Boutin nun auf den Tipp von Mannschaftskollegen Christ Straube hin, erst mal Videos vom Reitsport ansehen. Vielleicht bekommt er dann mit, dass man ein Pferd mit den Zügeln, nicht mit Worten lenkt.
Sein Weißwasser will Jonathan Boutin erst im Juni für einen vierwöchigen Heimaturlaub in Kanada verlassen. Heute ist er erst einmal bei der großen Fanparty der Lausitzer Füchse dabei.
Von Sandra Tietz
Quelle: Sächsische Zeitung